Es ist möglich, an verschiedenen deutschen Universitäten in der Nähe von Nobelpreisträgern zu forschen. Auch für ausländische Nachwuchswissenschaftler ist Deutschland aufgrund seiner robusten Infrastruktur und kompetenten wissenschaftlichen Betreuung ein attraktiver Forschungsstandort.
Wer würde nicht staunen, wenn zwei Nobelpreisträger neben ihm oder ihr in der Mensa stehen? Daran hat sich der Neurowissenschaftler Myroslav Gebura gewöhnt. Wenn der Doktorand zum Mittagessen ausgeht, trifft er oft auf die Wissenschaftler und Nobelpreisträger Stefan Hell und Erwin Neher, die beide am Göttinger Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie forschen. Inspirierende Umstände für Gebura, einen jungen Ukrainer, der am Institut promoviert. Er ist außerdem Doktorand an der Göttingen Graduate School of Neurosciences, Biophysics, and Molecular Biosciences (GGNB). Die Schule ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen der Universität Göttingen, den drei Max-Planck-Instituten der Stadt und dem Deutschen Primatenzentrum. Der Doktorandin gefällt die hervorragende Betreuung der Graduiertenschule. Er behauptet, dass es mehrere Seminare zu wissenschaftlichen und methodischen Themen gibt. Er wird mit seinem Studium nicht allein gelassen, sondern bestens betreut. „Das Labor, in dem ich arbeite, ist in meinem Fach eines der größten der Welt“, sagt der 26-Jährige. “Es ist der Geburtsort unzähliger Technologien, die weltweit Beachtung gefunden haben.”
EIN BEGEHRTER FORSCHUNGSSTANDORT
Das Ansehen einer Universität, die Kompetenz des Personals eines Instituts und die Attraktivität der Forschungsinfrastruktur – das sind im Wesentlichen standortspezifische Kriterien, die die Wahl des Forschungsstandorts Deutschland beeinflussen. Seit vielen Jahren steigt die Zahl ausländischer Nachwuchswissenschaftler, die für Promotionen, Postdocs oder Gastaufenthalte nach Deutschland kommen.
Viele Wege führen zur Promotion
Strukturierte Promotionsprogramme nach dem Vorbild des angelsächsischen PhD-Systems gewinnen in Deutschland an Bedeutung. Derzeit fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) 45 internationale Graduiertenkollegs, in denen Forschungsteams interdisziplinär zusammenarbeiten, um umfassende Fragestellungen zu bearbeiten. Das Denken über den Tellerrand hinaus ist hier das Thema, denn es gibt viel Interaktion zwischen Wissenschaftlern unterschiedlicher Professionen. Die Teilnehmer werden in ein Team eingegliedert und müssen ihre Ergebnisse regelmäßig einreichen. Das schafft viel mehr Struktur als die sogenannte Individualpromotion, die in Deutschland eine lange Tradition hat. In diesem System suchen sich Promovierende einen betreuenden Professor, den sogenannten „Doktorvater“.
EINBLICKE IN THEORIE UND PRAXIS
Der tunesische Ingenieur Rim Zerriaa hat sich für das gemeinsame Promotionsprogramm an der Graduate School of Excellence Advanced Manufacturing Engineering (GSaME) der Universität Stuttgart entschieden. Es verbindet wissenschaftliche Forschung mit industriellen Phasen. „Dieses Modell ist ideal für Maschinenbauingenieure: Ich lerne sowohl Forschung als auch Industrie kennen.“ In den nächsten vier Jahren werde ich mein Studienfach aus mehreren Perspektiven untersuchen können. „Mir gefällt auch, dass ich wählen kann, ob ich im Institut oder in der Kanzlei arbeite“, betont der 30-Jährige.